Nur wenige Wochen vor Marvels Endgame trauen sich Warner und DC mit Shazam! an den Start. Mit dem bisherigen DC Extended Universe hat der Film auf den ersten Blick nicht viel zu tun – oder doch? Wir klären, ob sich der Streifen lohnt und ob DC endlich auf dem richtigen Weg ist.
Die Story von Shazam!
Billy Batson ist 14 Jahre alt und auf der Suche nach seiner Mutter. Die Wege der beiden trennten sich vor vielen Jahren und so tingelt der Schüler von Pflegefamilie zu Pflegefamilie. Dummerweise treibt ihn die Frage, wo seine Mutter ist, derart viel herum, dass er es bei keiner Station so wirklich lange aushält. Doch dann gerät er an eine neue Familie, die wie für ihn geschaffen scheint. Natürlich gibt es auch hier ein paar Probleme – zum Beispiel, dass Billy eines Tages Superkräfte erhält und fortan beim Rufen von “Shazam” zum gleichnamigen Superhelden wird. Glücklicherweise findet er in seinem Adoptivbruder Freddy einen Superheldenexperten, der ihm fortan dabei hilft, seine Kräfte zu entdecken, denn die kennt Billy alias Shazam gar nicht. Alles könnte wunderschön sein, wenn da nicht der böse Dr. Sivana wäre…
Unsere Kritik zu Shazam!
Auch wenn sich Shazam! zunächst wie ein Familiendrama anhört, ist der Film von vorne bis hinten ein Superheldenfilm – und was für einer! Eine Sache macht Shazam! nämlich entschieden anders als die Konkurrenz: Die Hauptfigur ist menschlicher als kaum ein anderer Charakter. Wenn Billy entdeckt, dass er plötzlich Blitze schießen kann, tut er das, was vermutlich jeder tun würde, der eine solche Fähigkeit entdeckt: Er spielt damit herum. Bis der Schurke auftaucht, muss sich Shazam um nichts kümmern, außer Spaß zu haben. Billy und Freddy experimentieren herum, um zu sehen, was die neu gewonnenen Kräfte noch so können. Dabei kommt es zu völlig absurden Situationen, die aber im Kontext des Films realistisch wirken. Jeder würde doch herumalbern, wenn er derartige Kräfte entdecken würde. Auch der erste richtige Auftritt als Held läuft nicht so, wie wir es von der Konkurrenz gewohnt sind. Hier muss nicht gleich das Universum gerettet werden, sondern Billy und Freddy stolpern in einen Überfall im Park. Diese Szene ist derart sympathisch, dass man sie immer wieder ansehen möchte.
Doch wie es sich für einen klassischen Superheldenfilm gehört, gibt es auch in Shazam! einen Schurken. Wie der entsteht und was seine Motivation ist, kommt wunderbar rüber. Auch Dr. Sivana hatte die Möglichkeit zu Shazam zu werden. Da ihm das jedoch verwehrt wurde, entschied er sich für die andere Seite. Während die meisten Mark Strong wohl in den Kingsman-Filmen lieben gelernt haben, zeigt er hier seine böse Seite – und die ist auch nicht von schlechten Eltern. Klar, gegen einen Joker (in welcher Version auch immer) oder auch einen Thanos bleibt Sivana mehr als blass. Aber für den vergleichsweise kleinen Rahmen von Shazam! reicht das völlig aus. Es braucht gar keinen Ganoven, der gleich das gesamte Universum zerstören will und da nach dem Abspann schon eine Rückkehr Strongs angeteast wird, haben wir gar keine Zweifel, dass Sivana in weiteren Filmen rund um den Superhelden seine Screentime erhalten wird.
Ein Held wie du und ich
Nun, da wir uns um den Schurken gekümmert haben, werfen wir einen Blick auf den Helden des Films: Shazam, der von Asher Angel in der Schülerversion und von Zachary Levi in der Heldenversion verkörpert wird. Es ist fast schon beängstigend, wie gut der 38-jährige Levi einen starkgewordenen 14-Jährigen spielen kann. Mit jeder Fähigkeit, die er neu entdeckt, strahlen seine Augen stärker. Man spürt förmlich, dass der Darsteller extrem viel Spaß an seiner Arbeit hatte. Die Mimik von Levi ist mindestens genauso gut wie das Timing bei den Gags, denn eines sollte nicht vergessen werden: Shazam! ist bei aller Action vorrangig eine Komödie. Doch dazu später mehr. Asher Angel hat tatsächlich recht wenig Screentime, sobald er erst seine Kräfte erhält. Bis dahin macht er aber einen äußerst guten Job. Bei der restlichen Besetzung gibt es nichts zu meckern. Die Jugenddarsteller liefern größtenteils eine solide Leistung ab, sollten aber für ihre Darstellung nicht unbedingt der Oscar erwarten.
Das wichtigste bei einer Komödie ist der Humor und der stimmt bei Shazam! voll und ganz. Natürlich ist Humor immer eine Geschmackssache und einige Gags wollen tatsächlich beim erwachsenen Publikum nicht zünden und sind wohl eher an die Generation Fortnite gerichtet (und zwar wortwörtlich)! Dennoch ist hier im Großen und Ganzen nichts zu bemängeln. Besonders erfrischend ist, dass der Film hin und wieder sein eigenes Genre durch den Kakao zieht. Wenn der Bösewicht zu seinem diabolischen Schlussmonolog ansetzt, dabei aber 100 Meter vom Helden entfernt steht, ist das in anderen Superheldenfilmen kein Problem. In Shazam! aber schon, denn beim namensgebenden Helden kommt keine Rede, sondern …. Nichts an. Shazam! spielt zudem in einer Welt, in der Superman, Batman und Co. existierten – immerhin ist der Streifen Teil des DCEU. Wer jedoch hofft, dass die klassischen Figuren einen Auftritt spendiert bekommen haben, der wird enttäuscht – oder etwa doch nicht? Baterangs, Kugeln, die an Superman abgeprallt sind, sind in der Welt von Shazam! begehrte Sammlerstücke bei den Fans und verstärken das Gefühl, dass das DCEU beginnt, Form anzunehmen.
Besser geht es kaum
Sind wir mal ehrlich: Bisher bestach das Gegenstück zum MCU vor allem mit mittelmäßigen Filmen. Batman v Superman, Suicide Squad und Justice League gehören wohl nicht zu den Perlen im Meer der Heldenfilme. Komischerweise hat es DC dann aber doch immer wieder geschafft, mit den Solofilmen über ihre Helden zu punkten: Wonder Woman war ein voller Erfolg und auch Aquaman wurde zu einem echten Kassenschlager. Shazam! führt diese Tradition zum Glück weiter und ist ein toller Solofilm geworden, der Lust auf mehr macht.
Informationen zu Shazam!
- Originaltitel: Shazam!
- Laufzeit: 132 Minuten
- Kinostart: 04. April
- Altersfreigabe (FSK): ab 12 Jahren freigegeben
- Besetzung: Zachary Levi, Mark Strong, Asher Ange