Als man ankündigte, Pokémon als Realverfilmung in die Kinos zu bringen, war das Internet zunächst stutzig. Kann das gut gehen? Können die animierten Taschenmonster in die reale Welt übertragen werden? Als dann bekannt wurde, dass der Film vom sprechenden Meisterdetektiv Pikachu handeln soll und der auch noch von Ryan Reynolds vertont wird, wusste man gar nicht mehr, was man noch denken soll. Nun ist der Film endlich da und wir können uns selbst davon überzeugen, ob Pokémon im Kino in einer realen Umgebung funktioniert.
Die Story von Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu
Was viele vielleicht gar nicht wissen: Meisterdetektiv Pikachu basiert auf einem gleichnamigen 3DS-Spiel aus dem Jahr 2016, beziehungsweise 2018. Wer den Titel gespielt hat, weiß worum es in dem Film ungefähr geht – für alle anderen fassen wir die Story kurz zusammen. Tim Goodman lebt auf dem Land und hat mit Pokémon nicht allzu viel zu tun. Zwar interessierte er sich als Kind für die Wesen, das Interesse flachte aber mit dem Älterwerden ab. Eines Tages erfährt Tim, dass sein Vater, zu dem er schon lange keinen Kontakt mehr hatte, bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Also begibt sich der junge Mann nach Ryme City, um dort die Wohnung seines Vaters leer zu räumen. Dort trifft er auf Pikachu – und verrückterweise kann er verstehen, was das Pokémon sagt. Pikachu, seines Zeichens Detektiv, vermutet, dass Tims Vater gar nicht tot ist, sondern einer großen Sache auf der Spur ist. Das glaubt auch die Reporterin Lucy, die Tim und Pikachu mit ihrem Pokémon Enton auf der Suche nach Tims Vater hilft.
Unsere Kritik zu Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu
Spieleverfilmungen haben ja in der Regel einen nicht allzu guten Ruf. Erinnert sich irgendjemand an eine wirklich gute Verfilmung eines Videospiels auf Hollywood-Niveau? Vermutlich nicht. Doch das könnte sich mit Meisterdetektiv Pikachu ändern, denn der Streifen bricht den Fluch der miesen Spieleverfilmungen. Dabei gelingt dem Film ein genialer Spagat: Fans der Taschenmonster werden sich gar nicht an der wundervollen Welt, die dem Zuschauer auf der Leinwand präsentiert wird, satt sehen. Ständig kreucht und fleucht es in irgendeiner Ecke des Bildschirms. Es vergeht kaum eine Szene, in der nicht irgendwo im Hintergrund ein neues Pokémon durchs Bild huscht. Hier macht eine Horde Griffel ihr Ding, dort sucht ein Rattfratz im Müll nach etwas Essbarem. Wer mit den Pokémon aufgewachsen ist, wird mit Meisterdetektiv seine helle Freude haben. Doch auch Neulinge, die bisher nicht mit den Spielen, Karten oder sonstigen Reinkarnationen der Pokémon in Kontakt gekommen sind, dürften ihren Spaß mit dem Film haben. Natürlich sind gewisse Vorkenntnisse von Vorteil, doch Meisterdetektiv Pikachu schafft das, was andere Spieleverfilmungen bisher nicht geschafft haben: Fans und Neulinge werden gleichermaßen abgeholt und behutsam in die neue Welt der Pokémon eingeführt.
Die Optik stimmt
Die größte Frage, die alle Fans beschäftigen dürfte, lautet wohl: Sehen die Pokémon denn gut aus? Hat der Transfer vom GameBoy oder dem DS in die reale Welt geklappt? Grundsätzlich können wir hier eine Entwarnung aussprechen. Die animierten Taschenmonster sehen toll aus und immer ist klar zu erkennen, welches Pokémon hier gerade zu sehen ist. Doch natürlich wirkt es erst einmal befremdlich, wenn ein Machomei plötzlich nicht mehr eine abstrakte Animation ist, sondern plötzlich “echt” aussieht. An diesen Anblick muss man sich erst einmal gewöhnen. Natürlich existieren Pokémon bisher nur animiert, doch vergleichbare Wesen in Star Wars oder Harry Potter wirken erst einmal organischer und weniger abstrakt. Am Ende ist es natürlich eine Geschmacksfrage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Mag man es, wenn die Pokémon in die reale Welt transportiert werden, oder findet man der Look grauenvoll? Technisch gesehen funktioniert das Prinzip zumindest ganz gut.
An der Story gibt es zudem nicht zu kritisieren. Natürlich steckt hinter dem Unfall des Vaters mehr als man zunächst denkt – hier gibt sich der Film nicht wirklich viel Mühe, um diese Tatsache zu verstecken. Dennoch gibt es einige Wendungen, die man so nicht erwartet – vor allem wenn man das dazugehörige Spiel nicht gespielt hat. Auch der Humor funktioniert wunderbar. Enton als großer Nebencharakter ist eh schon eine Klasse für sich, doch auch Ryan Reynolds als Pikachu landet die eine oder andere Pointe. Gags gibt es zudem für Pokémon-Nerds, als auch für das neu dazugekommene Publikum – die perfekte Mischung also. Natürlich ist Meisterdetektiv Pikachu nicht Die nackte Kanone – das muss der Film aber auch gar nicht sein.
Die perfekte Spieleverfilmung?
Ganz so perfekt ist Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu dann aber natürlich doch nicht. Zum einen braucht es etwas, um in diese Welt einzutauchen. Das liegt aber gar nicht am Film an sich, sondern dass man erst einmal damit klar kommen muss, dass hier ein realer Pokémon-Film über die Leinwand flimmert. Die Welt wird derart wuchtig eingeführt, dass man anfangs gar nicht weiß, wo man hingucken soll. So viele Eindrücke, die Umstellung, dass Pokémon plötzlich wie “echt” aussehen – all das braucht eine Weile. Alles in allem ist Meisterdetektiv Pikachu eine tolle, ja fast schon perfekte Spielverfilmung geworden – hier können sich einige Genrekollegen noch etwas abgucken (ja, Resident Evil, du bist gemeint). Fans wie Neulinge werden angesprochen, die Story stimmt und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Das Design der Pokémon ist natürlich Geschmackssache, an der sich die Geister vermutlich scheiden werden. Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu ist einen Besuch im Kino allemal wert und wir können nur hoffen, dass dieser Streifen nur der Startschuss für viele weitere Geschichten in dieser Welt ist. Das Potenzial ist in jedem Fall da…
Informationen zu Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu
- Originaltitel: Pokémon Detective Pikachu
- Laufzeit: ca. 104 Minuten
- Kinostart: 09. Mai 2019
- Altersfreigabe (FSK): ab 6 Jahren freigegeben
- Besetzung: Ryan Reynolds, Justice Smith, Bill Nighy
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