Joker – Kritik zum DC-Meisterwerk

Mit Joker geht DC zum ersten Mal ganz neue Wege: Ein Film über die Entstehung des ikonischsten Batman-Schurken, der auf den ersten Blick nichts mit dem DC-Cinematic-Universe zu tun hat. Schon im voraus wurde der Film von Regisseur Todd Phillips mit Lorbeeren überschüttet – vor allem Joker-Darsteller Joaquin Phoenix konnte sich vor Lob nicht retten. Eine ganze Zeit rangierte Joker auf diversen Bewertungsportalen auf Rang eins der besten Filme aller Zeiten. Nun ist der Streifen endlich angelaufen und wir klären, ob er dem immensen Hype gerecht wird und DC einen Höhepunkt im eigenen Filmkatalog vorweisen kann.

Die Story von Joker

Arthur Fleck führt ein trostloses Leben. Mit circa 30 wohnt er noch mit seiner Mutter zusammen, er hat keinen Erfolg im Beruf und ist auch optisch ein waschechter Looser. Dazu kommt eine neurale Störung, die dazu führt, dass Arthur in den unpassendsten Situationen anfängt zu lachen. Um Geld zu verdienen, arbeitet er als mietbarer Clown – doch eigentlich träumt er von einer Karriere als Stand-Up-Komiker. Joker erzählt die Geschichte, wie das Leben von Arthur immer weiter den Bach runtergeht, bis eine Nacht sein Leben auf neue Pfade lenkt. Durch einen Mehrfachmord findet Arthur endlich einen Sinn in seinem Leben und langsam verwandelt er sich in den Joker, einen der markantesten Comicschurken der Geschichte.

 

Unsere Kritik zu Joker

In den vergangenen Wochen gab es in der Berichterstattung rund ums Kino gefühlt nur ein Thema: Joker! Der Hype rund um diesen Film wurde derart hochgeschraubt, dass es fast unmöglich schien, den Erwartungen gerecht zu werden. Doch was sollen wir sagen… Joker ist genau das geworden, was uns versprochen wurde. Ein absoluter Ausnahmefilm, eine der besten Comicverfilmungen überhaupt und ein exzellentes Drama mit einem preisverdächtigen Hauptdarsteller.

Joker = Joaquin Phoenix?

Joaquin Phoenix liefert mit Joker eine absolute Meisterleistung ab. Sein schmerzhaftes, gezwungenes Lachen klingt auch nach dem Verlassen des Kinosaals noch in den Ohren. Phoenix hatte sich für die Rolle extrem heruntergehungert, was im Film für einige schmerzhaft intensive Szenen sorgt. Wie sich sein Brustkorb unter der Haut hervorhebt, oder die Schulterblätter abstehen, ist am Computer nicht machbar. Hier war jemand mit vollem Körpereinsatz bei der Sache. Doch auch die Performance von Phoenix sucht seinesgleichen. Während Heath Ledger in The Dark Knight voll und ganz auf die wahnsinnige Seite des Jokers abzielte, legt Phoenix seinen Fokus viel mehr auf die dramatischen Aspekte der Figur – und die sind keinesfalls zu verachten. Der Schmerz Arthurs wird in nahezu jeder Szene spürbar, man leidet mit, obwohl die Figur über die Laufzeit des Films zunehmend böser und abstoßender wird. Wenn ein Schauspieler diese Emotionen hervorruft, hat er es wohl geschafft. Wenn Joaquin Phoenix hier nicht mindestens für einen Oscar nominiert wird, wissen wir auch nicht weiter. Wir gehen sogar so weit und sagen: Heath Ledger muss sich seinen Thron zukünftig teilen.

Ein tolles Gesamtpaket

Tatsächlich schafft es Joaquin Phoenix den Film über große Teile völlig alleine zu tragen. Doch der Streifen heißt schließlich Joker und nicht Phoenix. Wie steht es also abseits des Hauptdarstellers um die Qualität des Films? Hier können wir volle Entwarnung geben: Robert De Niro ist als Talkmaster Murray Franklin ein wunderbarer “Antagonist” – wenn es den in Joker überhaupt gibt. Zazie Beetz hat von Deadpool 2 zu DC gewechselt und mimt die hoffnungsschenkende Nachbarin Arthurs. Auch die Einbettung in die DC-Welt klappt hervorragend. Auch wenn es sich bei Joker um einen Einzelfilm handelt, der keinerlei Verbindungen zum DCEU aufweist, darf zumindest die Wayne-Familie nicht fehlen. Ohne zu spoilern können wir verraten, dass Bruce Waynes Verwandtschaft eine wichtige Rolle in Joker einnimmt.

Immer Ärger mit der Presse

Mit Joker ist Regisseur Todd Phillips ein interessantes Meisterstück gelungen, was Konkurrent Marvel bisher nicht zu schaffen vermochte: Kaum ein Comicfilm war jemals so wenig Comicfilm. Hier wirkt alles dreckig, düster und brutal – also genau das Gegenteil von der knallbunten Marvel-Welt, in der Kostüme, Superkräfte und Masken an der Tagesordnung stehen. Der Joker trägt zwar auch in gewisser Weise eine Maske, doch alles drumherum wirkt sehr real und wenig abstrakt. Vermutlich stammen daher viele Warnungen aus der US-Presse, in denen mögliche Folgen des Films diskutiert werden. Ist die Darstellung von psychischen Störungen zu intensiv? Animiert Joker gar zu Amokläufen? Hier können wir eine klare Entwarnung geben: Ja, die psychischen Probleme von Arthur sind teils beängstigend dargestellt, erneut gebührt hier Joaquin Phoenix alle Ehre. Doch dass ein Werk wie Joker Amokläufe bestärkt oder gar glorifiziert, ist völlig absurd. Der Joker wird stets für seine Taten kritisiert. Außerdem reden wir hier vom Joker, dem Inbegriff vom Wahnsinn – eine derart abstrakte Figur sollte die nötige Distanz zu den Taten gewähren.

Die Berichterstattung über den Film war im vorhinein auf eine ganz bestimmte Tonalität gestimmt: Skandal, Skandal, Skandal! Menschen, die den Saal aufgrund der Gewaltdarstellung während der Vorstellung verlassen oder zusammenbrechen – und so weiter und so fort. Unserer Meinung nach hatten diese Meldungen nur einen einzigen Zweck und der lautet: Aufmerksamkeit erzeugen! Alleine in diesem Jahr kamen mit Rambo 5, John Wick 3 und sogar Once upon a time in Hollywood Filme auf den Markt, deren Gewaltdarstellung mindestens genauso intensiv, wenn nicht sogar härter ausfiel. Das schlimme an der Situation ist, dass Joker diese Publicity gar nicht nötig hat. Der Film ist so oder so absolut sehenswert und braucht den zweifelhaften Ruf besonders hart zu sein in keinster Weise.

Ab ins Kino!

Comicfans sollten sich Joker unbedingt zu Gemüte führen, daran besteht kein Zweifel. Zu erleben wie aus dem gescheiterten Komiker Arthur der kranke Joker, Batmans Gegenspieler wird, ist ein dramatisches Erlebnis. Dramatisch trifft es hier am besten, denn einen Actionfilm a la The Dark Knight oder Suicide Squad sollte man hier nicht erwarten. Viel mehr ist Joker ein brillantes Charakterdrama geworden, das voll und ganz vom Wahnsinn seiner Hauptfigur lebt. Heath Ledgers Zeiten als bester Joker überhaupt dürften gezählt sein. Mit Joaquin Phoenix’ Darstellung hat er einen würdigen Konkurrenten gefunden…

 

Informationen zu Joker

  • Originaltitel: Joker
  • Laufzeit: ca. 122 Minuten
  • Kinostart: 10. Oktober 2019
  • Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz

 

Trailer zu Joker




Fazit:

Entstehungsgeschichte des Jokers
Wenig Action, viel Drama
Oscarreife Performance von Joaquin Phoenix
Dramatische Bilder, die lange im Kopf bleiben
  • Joker – Kritik zum DC-Meisterwerk
    “Nach all den Lobeshymnen im Vorfeld war ich skeptisch: Kann Joker diesem Hype gerecht werden? Ja und wie! Todd Phillips schafft es, die wohl realistischste Version des Batman-Bösewichts zu zeichnen, die man bisher im Kino sehen konnte. Der Film ist sicherlich nicht für jedermann geeignet. Wer Probleme mit psychischen Erkrankungen hat, sollte sich tatsächlich überlegen, ob er Joker sehen möchte.”
    Lukas Hesselmann, Redakteur

Ab ins Kino?

Comicfans, Dramafans und Fans von guten Filmen sollten Joker sehen. Wer jedoch eine Actionachterbahn erwartet, wird vermutlich enttäuscht.

3 Kommentar

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