12 Jahre nach dem ersten Teil und zahlreichen Filmen findet die erstklassige Ip-Man-Reihe mit Ip Man 4: The Finale ihren würdigen Abschluss. Der vierte Ausflug in die Welt von Wing Chung-Meister Ip Man lässt schon beim Untertitel “The Finale” keine Fragen offen: Fans müssen sich von Donnie Yens Paraderolle verabschieden. Wir klären im Test, warum jeder Martial-Arts-Fan die Ip-Man-Filme gesehen haben sollte und ob Teil vier mit den Vorgängern mithalten kann.
Die Story von Ip Man 4: The Finale
Um die interessante Geschichte von Ip Man 4: The Finale verstehen zu können, ist es wichtig, die drei direkten Vorgänger gesehen zu haben. Ip Man 4 setzt nämlich ein paar Jahre nach den Geschehnissen von Teil 3 an. Yong, Ip Mans Frau, ist inzwischen seit ein paar Jahren tot, der Wing Chung-Meister kümmert sich um die Erziehung seines mittlerweile jugendlichen Sohns. Der ist jedoch ein ziemlicher Rüpel und fliegt eines Tages von seiner Schule. Gleichzeitig erfährt Meister Ip, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat. Er beschließt, in die USA zu reisen, um dort eine Schule für seinen Sohn zu finden. In Amerika angekommen, trifft er auf seinen ehemaligen Schüler Bruce Lee, der in Übersee inzwischen ein großer Star ist. Wie für die Ip-Man-Serie üblich, bleibt es natürlich nicht bei diesem Handlungsstrang. Es wird politisch, persönlich und am Ende muss Meister Ip gegen einen US-General antreten, um die Kunst des Wing Chungs zu behaupten.
Unsere Kritik zu Ip Man 4: The Finale
Wer Martial-Arts-Filme mag, kommt an den Ip-Man-Filmen nicht vorbei. Anders als viele Karate-, Kung-Fu- oder sonstige Kampfsportarten-Streifen geht und ging es bei Ip Man schon immer um die (mehr oder weniger) realistische Darstellung des Wing Chuns. Natürlich haben sich die Macher in jedem Film denkwürdige Auseinandersetzungen ausgedacht, doch Drahtseil-Action und fünf Meter hohe Sprünge durch die Luft sucht der Zuschauer vergebens. Genau hier setzt auch Teil vier der Serie an. Wieder muss Donnie Yen als Ip Man unter Beweis stellen, was er drauf an. In Scott Adkins hat er dabei einen mehr als würdigen Kontrahenten gefunden, der seinerseits zeigt, was er auf der Karate-Seite zu bieten hat. Wer übrigens noch nichts von Adkins gesehen hat, sollte sich als Actionfan zunächst schämen und dann schnellstmöglich Titel wie Undisputed 1 bis 4, Ninja oder Triple Threat nachholen! In Ip Man 4 zeigt er erneut, was er auf dem Kasten hat und dass er weiterhin (leider) völlig unterschätzt wird…
Zurück zu unserem Film: Die Auseinandersetzungen sind gewohnt krachig und intensiv. Was jedoch im Vergleich zu den Vorgängern fehlt, sind große Massenkeilereien, in denen sich Meister Ip gegen zahlreiche Gegner zur Wehr setzen muss. Generell stehen Ips Kämpfe weniger im Fokus als in den ersten drei Filmen. Der junge Bruce Lee, gespielt von Danny Chan, darf in einer langen Sequenz sein Können zeigen, Scott Adkins ist ein paar mal dran – und das war’s im Grunde auch fast schon mit denkwürdigen Kampfsequenzen. Nichts destotrotz ist das, was man dann zu sehen bekommt, ganz großes Martial-Arts-Kino.
Bye bye Hongkong
Als erster Teil der Reihe spielt Ip Man 4: The Finale so gut wie gar nicht in Hongkong, sondern zu 99 Prozent in den USA, genauer gesagt in China Town von San Francisco. Das nimmt dem Film leider viel vom fernöstlichen Charme – stattdessen wirkt er sehr amerikanisch. Was hingegen aus den anderen Teilen übernommen wurde, ist das teils alberne Overacting – zumindest für europäische Sehgewohnheiten. Viele dramatische Wendungen oder Kampfherausforderungen werde auch in Ip Man 4 äußerst melodramatisch und übertrieben vorgetragen. Das ist man als Zuschauer jedoch bereits aus den ersten Teilen gewohnt, sodass dieser Punkt kaum ins Gewicht fällt. Anders verhält es sich da jedoch bei einem optischen Element, das vor allem in Teil 3 zelebriert wurde: Slow-Motion in den Kämpfen. Auf diesen Kniff wurde bei The Finale völlig verzichtet, was die Kämpfe weniger filmisch wirken lässt, sondern eher den Realismus unterstreicht.
Bye bye Donnie
Der Untertitel The Finale sagt es schon: Ip Man 4 dürfte der letzte Teil der Serie sein. Tatsächlich endet der Film so, wie der echte Ip Man auch starb: mit einer Krebserkrankung. Die Macher scheinen sich jedoch noch ein Schlupfloch offen gelassen zu haben, da Ips Sohn die Kunst seines Vaters lernt – und dann wäre da ja noch Bruce Lee. Möglich wäre also, dass wir in Zukunft weitere Spin-Offs zu sehen bekommen. Mit Master Z hat man hier 2018 ja schon einen Erfolg vorweisen können. Donnie Yen rückt im vierten Teil eh etwas in den Hintergrund. Während es in Teil eins bis drei meist darum ging, dass Ip Man herausgefordert wird oder ähnliches, wirkt der Meister hier eher wie ein Beobachter, der zufällig vor Ort ist. Schon vorher war Ip ja eher ein ruhiger Charakter, doch in Teil vier hat Yen gefühlt fünf Minuten Sprechzeit – schade.
Alles in allem ist Ip Man 4: The Finale jedoch ein würdiger Abschluss für eine eh schon sehr sehenswerte Filmreihe geworden. Den Machern ist es hoch anzurechnen, dass sie hier einen Schlussstrich ziehen und die Kuh nicht weiter melken, bis man als Zuschauer den Namen Ip Man nicht mehr hören kann. Schade ist hingegen, dass der Film, unabhängig von Corona, nur kurz im Kino zu sehen war und ab dem 20. Mai dann auf DVD zu haben ist. Eine größere Auswertung im Kino wäre nur gerecht gewesen. So bleibt zu hoffen, dass genügend Martial-Arts-Fans den Griff zur DVD wagen, denn diesen Film sollten sie wirklich nicht verpassen!
Informationen zu Ip Man 4: The Finale
- Originaltitel: Yip Man 4
- Laufzeit: ca. 105 Minuten
- Kinostart: 05. März 2020
- Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
- Besetzung: Donnie Yen, Scott Adkins, Danny Chan
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