2020 dreht sich eigentlich nur um ein Thema: Corona! Dass das natürlich auch Einfluss auf die Kinowelt hat, haben wir in der Vergangenheit bereits hier und dort besprochen. Doch so langsam hat sich der Markt wieder eingependelt und die ersten Filme laufen an. Das kann eine Doku sein, oder aber ein Streifen, der aktueller kaum sein könnte. Der südkoreanische Film Pandemie könnte auch als “Corona – Der Film” vermarktet werden, da er das aktuelle Zeitgeschehen auf den Punkt trifft. Das spannende dabei ist jedoch: Pandemie erschien im asiatischen Raum bereits 2013! Wir erklären, was der Film richtig macht und was durchaus diskussionswürdig ist.
Die Story von Pandemie
Wer aktuell die Nachrichten verfolgt, kann sich im Großen und Ganzen schon denken worum es in Pandemie geht. In der koreanischen Küstenstadt Bundang bricht ein mysteriöses Virus aus, das dazu führt, dass die Menschen zunächst Hustenanfälle erleiden und nach spätestens 24 Stunden sterben. Rettungssanitäter Kang Ji-Koo und Virologin Kim In-hae müssen sich zusammentun, um ein Heilmittel zu finden und um selbst zu überleben, da die koreanische Regierung auf rabiate Maßnahmen setzt, um die Krise unter Kontrolle zu bringen.
Unsere Kritik zu Pandemie
Die Handlung von Pandemie sieht sich aktuell erschreckend vertraut. Natürlich geht hier alles ein wenig überspitzter zu: Tod nach 24 Stunden, Infizierte spucken Blut, werden in Camps zusammengetrieben und sollen erschossen werden. Auch wenn einige Spinner aktuell Ähnliches behaupten, sieht die Realität momentan natürlich ein wenig undramatischer aus. Nichtsdestotrotz fährt Pandemie einige Punkte auf, die 2020 sehr wohl zutreffen: Hamsterkäufe sind zum Beispiel ein Thema, ebenso wie die Absage von Großevents und Quarantäneanordnungen.
Wieso jetzt?
Dass Pandemie aktuell, sieben Jahre nach der Erstveröffentlichung, einen zweiten Frühling erlebt, kommt natürlich nicht von ungefähr. Die Konkurrenz in den Kinos ist gering und ein Film, in dem es um ein Virus geht, ist eigentlich eine sichere Bank. Doch hier gibt es gleich den ersten Kritikpunkt des Films: die deutsche Synchronisation. Es wirkt fast so, als habe man den Streifen auf Biegen und Brechen synchronisieren lassen, um ihn schnell ins Kino zu bekommen. Das hat nun leider zur Folge, dass die deutschen Stimmen so klingen, als stammen sie von der Laientheatergruppe Essen Huttrop – oder anders gesagt: Die deutsche Synchro-Fassung, beziehungsweise die Übersetzung, ist furchtbar. Unpassende, dumme Witzchen zu Beginn sind vielleicht noch zu verkraften, aber teils sind die Dialoge derart seltsam, dass man mental abschaltet. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Synchro während der Corona-Krise entstanden ist, stellt die Wortwahl dar. Da ist von Infektionsketten und einem Lockdown die Rede. Gleichzeitig geht es um Großveranstaltungen die abgesagt werden müssen oder aber um positive Testergebnisse. Klar, in einem Virus-Film kommen solche Begrifflichkeiten vor. Doch hier werden sie so pointiert gestreut, dass die Intention klar ist: Man will den aktuellen Zeitgeist aufgreifen und auf bekannte Begriffe zurückgreifen. Wirkung hat das allemal!
Makaber vs. Sinnvoll
Natürlich fragt man sich nun: Wie sinnvoll oder geschmackvoll ist ein Film wie Pandemie in der aktuellen Zeit? So zeigt Pandemie Massengräber, die wir so natürlich hierzulande glücklicherweise nicht benötigen – anderswo auf der Welt aber leider Teil der Krise sind. Bei Pandemie ist diese Frage nicht leicht zu beantworten. Klar, grundsätzlich MUSS ein Film in einer solchen Zeit nicht sein. Es hat zum Beispiel auch seinen Grund, dass Spiele wie Disaster Report 4 ihrer Zeit verschoben wurden. Doch Pandemie bildet die akute Situation teils so gut ab, dass man geneigt ist, eine flächendeckende Empfehlung auszusprechen. Warum? Ganz einfach: Immer wieder kommt es im Film zu Situationen, in denen ein Infizierter oder eine Infizierte husten muss. Da der Virus in Pandemie noch völlig unbekannt ist, herrscht natürlich noch keine Maskenpflicht. Der Film hat nun ein ziemlich cooles Gimmick auf Lager: In Slowmotion zeigen die Macher die Flugbahn der Tröpfchen. Wer atmet sie ein, wo gelangen sie durch ein einfaches Husten hin, wer infiziert sich so. Jeder Maskenverweigerer kriegt hier in cineastischer Manier beigebracht, warum eine Maske vielleicht doch nicht so dumm ist. Die Optik des Films ist dabei durchweg ordentlich, alle Effekte gehen völlig klar.
Guter Zeitpunkt
Die Veröffentlichung von Pandemie zu diesem Zeitpunkt ist sicherlich fragwürdig und mit zwei Stunden Laufzeit ist der Streifen mindestens 20 Minuten zu lang geraten. Doch im Kern ist Pandemie wirklich ein ordentlicher Film, der die aktuelle Situation erschreckend gut vorhergesehen hat. Einige Szenen (und in der deutschen Fassung Dialoge) könnten so aus dem Alltag gegriffen worden sein. Gleichzeitig ist die deutsche Synchro aber der größte Kritikpunkt.
Natürlich überspitzt der Film viele Aspekte der Krise und ehrlicherweise ist der Name an sich schon ein wenig übertrieben. Während eine Pandemie normalerweise eine Länder umfassende Seuche bezeichnet, wird im Film lediglich eine Stadt kontaminiert. Aber wer auf Katastrophenfilme steht und nicht abwarten kann, dass irgendwann ein Corona-Film entsteht (und der wird kommen, ganz sicher), kann Pandemie durchaus eine Chance geben.
Informationen zu Pandemie
- Originaltitel: Gamgi
- Laufzeit: ca. 122 Minuten
- Kinostart: 06. August
- Altersfreigabe (FSK): ab 16 Jahren freigegeben
- Besetzung: Soo Ae, Jang Hyuk, Park Min-ha
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