Jim Knopf und die Wilde 13 – Kritik zum großen Familienspaß

Die Corona-Pandemie verhindert nach wie vor viele internationale Kinoreleases – James Bond, Dune, Black Widow, sie alle wurde verschoben. Das ganze Kinojahr ist also umsonst. Das ganze Kinojahr? Nein, denn während amerikanische Großproduktionen auf die nächsten Jahre geschoben werden, werden deutsche Filme nach wie vor veröffentlicht. Und so geschieht es nun, dass ausgerechnet Jim Knopf und die wilde 13 zum Blockbusterersatz und vielleicht sogar zum besten Blockbuster 2020 wird. Wir klären, warum die Fortsetzung des 2018er-Kassenflops genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint und warum auch große Kinder ins Kino gehen sollten, um diesen Film zu sehen.

Die Story von Jim Knopf und die wilde 13

Wer den gleichnamigen Roman von Michael Ende gelesen hat oder die Augsburger-Puppenkisten-Version der Geschichte kennt, weiß im Prinzip sehr genau, worum es in Jim Knopf und die wilde 13 geht. Die Story des Films setzt kurz nach den Geschehnissen des ersten Teils an. Lummerland braucht einen Leuchtturm, da immer wieder Schiffe in Gefahr geraten, an den Küsten der kleinen Insel zu zerschellen. Also machen sich Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf auf den Weg, um den Scheinriesen Herr Tur Tur auf die Insel zu holen. Auf dem Weg zu ihrem Freund begegnen sie der Meerjungfrau Sursulapitschi, die auf die Hilfe der beiden angewiesen ist. Da wir jetzt nicht die ganze Story vorwegnehmen wollen, nur noch so viel: Jim Knopf möchte herausfinden, wer seine Eltern sind. Wir erinnern uns: Der Nachwuchslokführer wurde von der Piratenbande Die wilde 13 an die Drachenlehrerin Frau Mahlzahn verkauft. Nun muss Jim die Piraten besiegen, um seine Herkunft zu klären…

Unsere Kritik zu Jim Knopf und die wilde 13

2018 erschien mit Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer der bis heute teuerste Film der deutschen Filmgeschichte. Damals wurden rund 25 Millionen Euro in das Megaprojekt gepumpt – und am Ende wurden nur 10 Millionen Euro an den Kinokassen eingenommen. Oder anders ausgedrückt: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer war ein gigantischer Flop. Doch schon damals waren sich die Kritiker nahezu einig: Optisch und effektetechnisch war und bewegt sich der Film beinahe auf Hollywoodniveau. Dass nun eine Fortsetzung erscheint ist also zum einen eine große Überraschung, zum anderen aber durchaus schön, da der erste Teil schon ein großer Spaß war.

Wow, oha und uff

Wo Teil eins schon ein echtes Brett war, legt der zweite Teil sogar noch eine Schippe drauf. Jim Knopf und die wilde 13 ist optisch absolut überzeugend, erzeugt fantastische Bilder und muss sich vor der amerikanischen Konkurrenz keinesfalls verstecken. Sei es das Land, das nicht sein darf, ein Taifun oder die Szenen in der Wüste. Alles glänzt in Hochglanzoptik und mit fantastischen Animationen. Drache Nepumuk zum Beispiel, gesprochen von Bully Herbig, fügt sich nahtlos in die Welt des Films ein. Toll! Doch ein technisches Manko müssen wir leider beklagen und das ist die Synchro. Moment, wieso denn Synchro? Bei einem deutschen Film? Ja, bei einem deutschen Film. Jim Knopf und die wilde 13 wurde komplett in englisch gedreht und dann nachvertont. Bei deutschen Stars wie Henning Baum, Uwe Ochsenknecht oder Christoph Maria Herbst fällt das gar nicht auf, doch gerade die Kinderdarsteller Solomon Gordon (Jim Knopf) und Leighanne Esperanzate (Prinzessin Li Si) klingen gar nicht gut. Man gewöhnt sich zwar schnell dran, doch wir möchten es an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Jetzt schlägt’s 13

Besonderes Lob geht an Rick Kavanian, der schon in (T)Raumschiff Surprise in mehrere Rollen schlüpfte. Waren es im Bully-Klassiker noch drei Figuren sind es bei Jim Knopf gleich 13. Die gesamte Piratencrew wurde nämlich von Rick Kavanian gespielt. In den 109 Minuten des Films ist es natürlich nicht möglich, jedem der Piraten eine völlig individuelle Persönlichkeit zu verpassen, dennoch wirkt die Mannschaft nicht wie kopiert und eingefügt, sondern wie eine organische, zusammengehörige Masse. Cool! Auch alle anderen Darsteller liefern eine tolle Leistung ab. Herr Ärmel, gespielt von Christoph Maria Herbst, bekommt im Film sogar eine eher dramatischere Rolle (im Rahmen eines Kinderfilms) zugeschnitten, die so zumindest in der Augsburger Puppenkisten-Fassung nicht zu sehen war.

Apropos Kinderfilm: Natürlich ist der Streifen für die ganze Familie geeignet. Im besten Fall haben alle Mitglieder zudem den ersten Teil gesehen, dann macht Teil zwei erst richtig viel Spaß. Den erwachsenen Zuschauern dürfte jedoch schnell auffallen, wie pädagogisch der Film angehaucht ist. Wobei angehaucht leicht untertrieben ist. Viel mehr wurde hier die Pädagogik möglichst Coronaschutz-unkonform draufgeprustet. Versteht uns nicht falsch, Jim Knopf ist und war ein Produkt für Kinder und Pädagogik in Filmen ist mitnichten etwas schlechtes. Ein bisschen feinfühliger und unterschwelliger hätte man das Ganze dann aber doch verpacken können.

Die Rettung des Kinos?

Tenet sollte dieses Jahr die Rettung des Kinos darstellen. Doch da bisher immer noch keine genauen Besucherzahlen bekanntgegeben wurden, kann man davon ausgehen, dass dieses Vorhaben mehr als gefloppt sein dürfte. Könnte Jim Knopf diese Rettung gelingen? Wohl eher nicht. Doch der Film kommt genau zur richtigen Zeit ins Kino. Endlich dürfen wir wieder in fremde Welten eintauchen, in denen der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Endlich können wir wieder eine große, epische Geschichte auf der Leinwand erleben, mit Drachen, Piraten und Meerjungfrauen. Effekte auf Hollywoodniveau, 109 Minuten, die wie im Flug vergehen, Humor und tolle Darsteller. Jim Knopf und die wilde 13 wird das Kinojahr 2020 sicher nicht retten, dazu ist es zu spät. Doch die deutsche Produktion ist bisher nicht nur der beste nationale Beitrag zum Kinojahr, sondern vermutlich auch der beste Film des Jahres überhaupt. Zugegeben, die Konkurrenz ist recht überschaubar, doch Ehre wem Ehre gebührt. Ohne Corona wäre der Film vermutlich in der Masse untergegangen, so bekommt er die große Bühne, die ihm zusteht. Und vielleicht/hoffentlich erwartet uns dieses Mal kein 15-Millionen-Euro schwerer Flop…

Informationen zu Jim Knopf und die wilde 13

  • Originaltitel: Jim Knopf und die wilde 13
  • Laufzeit: ca. 109 Minuten
  • Kinostart: 1. Oktober 2020
  • Altersfreigabe (FSK): ab 0 Jahren freigegeben
  • Besetzung: Solomon Gordon, Henning Baum, Rick Kavanian

Trailer zu Jim Knopf und die wilde 13




Fazit:

Bildgewaltige und humorvolle Verfilmung des Michael Ende-Romans
Fans von Teil eins fühlen sich gleich zuhause
Ein Film für die ganze Familie
Der bisher beste deutsche Kinobeitrag 2020
  • Jim Knopf und die Wilde 13 – Kritik zum großen Familienspaß
    “Trotz oder vielleicht gerade wegen meines Alters würde ich mich als großer Fan von Jim Knopf und LUKAS bezeichnen. Ich bin mit den sympatischen Adaptionen der Augsburger Puppenkiste groß geworden und gucke mir das Puppentheater auch heute noch gerne an. Vor Erscheinen des ersten Teils 2018 hatte ich noch Angst, dass man die tolle Story mit einer Realverfilmung völlig vernichten würde – doch weit gefehlt. Der zweite Teil steht dem Erstling in nichts nach und ist für mich bisher DAS Kinohighlight 2020.”
    Lukas Hesselmann, Redakteur

Ab ins Kino?

Sofern es die Corona-Beschränkungen zulassen, ist Jim Knopf und die wilde 13 ein MUSS für alle Familien, die den ersten Teil bereits gesehen haben.

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